Some articles and reviews about the European premiere of the opera Wuthering Heights by Carlisle Floyd in Freiberg:
MDR presents the production and a gallery of pictures (Credits: Detlev Müller):
Kleinere Theater zeigten oft viel mehr Entdeckerfreude als die großen
Häuser, sagt Antje Müller vom Verlag Boosey&Hawkes auf der
Pressekonferenz vor der Premiere zu Carlisle Floyds Oper "Wuthering
Heights" – "Sturmhöhe". Recht hat sie! (...) Nun also "Wuthering Heights", eine
US-Amerikanische Oper aus den späten 1950er-Jahren nach dem Roman von
Emily Brontë (1818–1848). Die Engländerin schildert darin eine
verhängnisvolle Liebesgeschichte: Zwei Familien gehen daran zugrunde,
dass die leidenschaftliche Catherine und ihr Jugendfreund Heathcliff
zwar in untrennbarer Liebe miteinander verbunden sind, doch sie aus
Leichtsinn und er aus Rache aber einen jeweils anderen heiraten.
Bislang war dem Werk (1958 uraufgeführt an der Santa Fe Opera) der
Sprung über den Atlantik nicht geglückt. Insofern waren die
Freiberg/Döbelner Theaterleute gut beraten, sich das Recht der
europäischen Erstaufführung zu sichern. Das hat sich gelohnt! Denn
Carlisle Floyds Musik nimmt den Hörer durch eine ganz eigene Handschrift
ein und das, obwohl der Komponist darin viele Stilrichtungen und
Einflüsse seiner Zeit verarbeitet hat. Puccini, Korngold, Mahler,
Britten, Kurt Weill, Filmmusik-Elemente – alles das lässt sich beim
Hören seiner Oper assoziieren. Dass es dann doch kein "Who is who" der
Musikgeschichte wird, spricht für die Qualität der Floydschen Musik.
Bei "
Wuthering Heights", seiner zweiten und zugleich seiner
Lieblingsoper, hat Floyd nicht nur komponiert, sondern auch das Textbuch
geschrieben. Er verwendete nur den ersten Teil der umfangreichen
Romanvorlage für seine Oper, formte daraus eine überraschend dichte,
dramaturgisch-schlüssige Bild-Abfolge. Der Komponist Floyd setzte diese
Vorlage in facettenreiche, gut funktionierende, ja packende Theatermusik
um. (
Translation)
The composer has a message to the audience and performers of his opera.
Freie Presse reviews the production:
Freiberg.
Das Mittelsächsische Theater hat sich die Ehre wie den Erfolg der
europäischen Erstaufführung einer Oper aus Amerika ganz und gar selbst
verdient. "Sturmhöhe", im Original "Wuthering Heights", ging am
Sonnabend erstmals über die Freiberger Bühne und hinterließ nicht
zuletzt das Rätsel, wieso diese Oper dem europäischen Publikum seit
ihrer Uraufführung 1958 in den USA mehr als fünfzig Jahre vorenthalten
wurde.
Der musikalische Chef des Hauses, Jan-Michael Horstmann, hat die
Partitur des Komponisten Carlisle Floyd schon vor Jahren in die Hände
bekommen, und er rätselte nicht. Ihn überzeugte das Stück. Aber er
wartete auf die nötigen Voraussetzungen für eine Inszenierung in
Freiberg. Das betrifft aus seiner Sicht vor allem die Darsteller der
beiden Hauptrollen - und die Premiere gibt ihm recht: Mit Lilia Milek
und Guido Kunze hat Horstmann seine Idealbesetzung gefunden.
Mit der Regisseurin Judica Semler und dem Ausstatter Tilo Staudte hat
Freibergs Generalmusikdirektor ohnehin seinen bewährten Stab auf der
Kommandobrücke, und ihr Kurs geht seit vielen Jahren auf die Suche nach
Wiederentdeckung selten oder auch gar nicht mehr aufgeführter Werke. Die
Oper "Wuthering Heights" indes konnte wirklich nur in den Dunkelbereich
des Vergessens geraten sein, wenn sie von der Unmenge europäischer
Opernbühnen bislang ignoriert wurde.
"Wuthering Heights" ist publikumswirksam, Carlisle Floyd hat aus einem
altenglischen Romanstoff das Libretto selbst zusammengestellt. Er
verzichtet nicht auf das Erzählerische, verdichtet aber alles auf das
Drama der großen unerfüllten Liebe der beiden Protagonisten. Er holte
aus dem Buch heraus, was er für seine Musik brauchte. Das geht nicht
immer bruchlos, und seine Musik andererseits passt sich an, sie
illustriert die szenischen Vorgänge, die sich um die großen Szenen der
beiden Liebenden abspielen.
Das Paar hat indes alles, was große Oper ausmacht: Gefühlsreichtum,
Leidenschaft, Poesie. Und das in fortwährender
stimmlich-darstellerischer Hochspannung. Ja, Horstmann ist zu glauben,
auf die Milek musste man warten. Sie hat das, was Catherine, diese junge
Frau auf der Bühne, braucht - die dramatische Leidenschaft der Stimme.
Der Komponist weicht ausnahmsweise ab vom bewährten Muster der
Opernpaarung. Nicht großer Sopran plus heldenhafter Tenor, sondern der
dunklere Charakter einer Baritonstimme, der von Guido Kunze, muss hier
als Heathcliff tatsächlich einen extremen Charakterwandel vorführen.
Milek und Kunze, Catherine und Heathcliff - sie durchleben die Stürme in
ihrem Inneren, jene rauen Storms der englischen Hochebenen.
Floyd greift zu allem, was in der Oper bewährt und brauchbar ist, das
strömende Melos der Naturschilderung, gelegentlich aus dem Quell
englischer und amerikanischer Folklore, manchmal ist die Farbigkeit
einer Filmmusik hörbar, bis zu Anklängen des italienischen Belcanto. Und
starkes Pathos, vor allem in den Orchesterballungen. Kein einheitlicher
"Stil" zwar, aber der Bühne dienend. Eine Chorszene macht musikalisch
wie spielerisch viel von sich her: Die Leute aus der Umgebung sind
zusammen gekommen und erörtern das Gerücht der Rückkehr Heathcliffs, bis
er tatsächlich in der Runde auftaucht - die Musik baut eine
spannungsvolle Stimmung auf.
Hier bewährt sich die Personenführung der Regisseurin, der Chor ist mit
der Musik ständig in Bewegung, dem Publikum wird also auch fürs Auge
allerhand geboten, bis zu den Kostümen. Ansonsten ist die
Bühnenausstattung von verblüffender Einfachheit, ja, Kargheit, die dem
Leben in dieser abgeschiedenen Einöde entspricht. Alles auf der
Drehbühne ist schräg, wie es die wirklichen Verhältnisse hier sind.
Alle sind wie eingepfercht in diesen Lebenskreis: Die lebenskluge
Nelly, Haushälterin bei Catherine, das ist eine ausdrucksvolle Rolle
auch, Zsuzsanna Kakuk singt und spielt sie ebenbürtig. Ein blasses Paar
aus der Nachbarschaft: Susanne Engelhardt ist von der Rolle her so
angelegt, Alec Otto ist es auch sängerisch und darstellerisch. Der
Beifall war stark und lang, diese Ausgrabung ist die lohnende Entdeckung
einer amerikanischen Oper. (Reinhold Lindner) (Translation)
Another review can be read on
Opera Gazet.
0 comments:
Post a Comment